Die ersten Jahre
Das Wasserwerk war nun zu aller Zufriedenheit erstellt, und wer Wasser wollte, hatte sich schriftlich anzumelden. Er erwarb von der Genossenschaft für sich allein ein Wasserquantum von 3 Minutenliter oder in Gemeinschaft mit anderen 5 Minutenliter. Für den Minutenliter mussten Fr. 350.- oder bei Vereinigung mehrerer Personen Fr. 420.- bezahlt werden. Für jeden in die Druckleitung einzuschaltenden Hydranten hatten die Gemeinden der Genossenschaft Fr. 650.- zu vergüten.
Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass von Fürsprecher Mützenberg das Gesuch um Abgabe des nötigen Wassers zum Betrieb eines Liftes in seinem Hotel Schonegg eingereicht wurde. Auch Hotelier Thönen vom Hotel Kurhaus und Pension Blümlisalp, dem späteren Hotel Eden, interessierte sich für die nötige Wasserkraft. Der Sekretär der WVG übernahm es aber, sich bei Frau Barben vom Hotel Bubenberg zu erkundigen, wie sich ihr elektrischer Lift bewährte. Die Wasserkraft wurde nicht benötigt. Der von den Unternehmern des ersten Wasserwerkes, Brunschwyler und Frutiger, erstellte Springbrunnen in der Seebucht wurde von den Gebrüdern John vom Spiezerhof mit der Verpflichtung, für den Unterhalt Fr. 250.- zu bezahlen, übernommen. 1904 lehnten sie es jedoch ab, weiterhin diesen Betrag zu entrichten, worauf eine Ermässigung auf Fr. 150.- gewährt wurde mit der Bedingung, dass der Springbrunnen zur Nachtzeit und zu Zeiten von Wassermangel abgestellt werde. Im Kriegsjahr 1917 wurde der Springbrunnen auf Verlangen der Gebrüder John demontiert.
Ruf nach mehr Wasser - das Wasser wird nur noch vermietet
Mit der Entwicklung des Versorgungsgebietes wuchs auch der Bedarf an Wasser. Eine Wasserknappheit machte sich bereits im Jahr 1904, nach anhaltender Trockenheit, bemerkbar. Es musste nach weiteren Bezugsorten Ausschau gehalten werden. Herr Hofstetter, Vizepräsident WVG, erwarb eine Quelle auf dem Blinzigenheimwesen in Scharnachtal vorläufig auf seinen Namen und bot sie der Genossenschaft zu den gleichen Bedingungen an. Die Hauptversammlung von 1905 beschloss den Ankauf, worauf die Quelle 1906 gefasst worden ist.
Der Vorstand war sich bewusst, dass man ohne Erschliessung neuer Quellen nicht beliebig viel Wasser verkaufen konnte. Er ersuchte die Genossenschafter, die Brunnen mit Hahnen zu versehen und den neu Eintretenden wurde die Verpflichtung überbunden, keine laufenden Brunnen zu erstellen. Die Hauptversammlung von 1906 beschloss die Änderung der Statuten. Von nun an durfte kein Wasser mehr verkauft, nur noch mietweise abgegeben werden. In den Hausanschlüssen wurden Wasseruhren eingesetzt. Der bisherige Wasserbesitz wurde jedoch garantiert und die Genossenschafter erhielten einen Anteilschein, welcher ihnen als Ausweis für den gekauften Minutenliter diente. Fragen wurden laut, ob nicht im Hondrichwald ein zweites Reservoir zu erstellen wäre oder ob nicht der Bau eines Reservoirs in Aeschiried zur Unterteilung des Wassers geprüft werden sollte. 1908 wurde die Scharnachtalquelle nach Gutachten von Herrn Brunschwyler und Dr. Gerber neu gefasst.
Vergrösserung des Speichervolumens im Hondrichwald
Die Hauptversammlung vom 20.10.1912 beschloss die Erweiterung des Reservoirs im Hondrichwald durch Anbau von zwei Kammern mit je 200 m3, Fünf Unternehmer offerierten diese Arbeiten von Fr. 5'500.- bis Fr. 9'500.-. Die Ausführung wurde der billigsten Firma vergeben. Die Schlussrechnung lautete aber infolge Mehrforderungen auf Fr. 8'000.-. Die Parteien einigten sich auf Fr. 7'000.-. Diese Vergebungspraxis wird noch heute angewendet! Eine Fassung der Quellen im Suldtal wurde erwogen, die Quellen im Obersuld besichtigt und Verhandlungen aufgenommen, die aber zu keinem Ziel führten. Während der verflossenen hundert Jahre beschäftigte das Suldwasser immer wieder den Vorstand. Verschiedene Vorprojekte wurden ausgearbeitet, Wassermessungen durchgeführt und Verhandlungen aufgenommen, aber weil eine Ausführung kostspielig und mit anderen Schwierigkeiten behaftet ist, wurden Fassung und Ableitung bis heute nie realisiert.
Es ist Krieg!
Will man sich über die Verhältnisse während des 1. Weltkrieges ein Bild machen, so muss man eher zwischen den Zeilen des Protokolls lesen. Es ist festzustellen, dass nach Anzahl der abgehaltenen Sitzungen begreiflicherweise eine verminderte Tätigkeit herrschte. Berichte zweier Jahre wurden zusammengefasst, was sicher auf die Abwesenheit von Vorstandsmitgliedern im Grenzdienst schliessen lässt. Der Frau Wwe. Mani in Haueten, Diemtigen, wurde am 13.7.1915 die Oetschbachquelle in Haueten abgekauft. Der damals gemessene Erguss lautete auf 5'000 Minutenliter. 1925 interessierte sich die Stadt Thun für eine gemeinsame Nutzung der Quelle, und 1972 stellte die Gemeinde Diemtigen das Gesuch um Erwerb, dem aber nicht entsprochen werden konnte. Die Quelle ist noch heute im Besitz der WVG Aeschi-Spiez. Die enorme Kälte vom Februar 1917 führte zu einem Wassermangel. Der grosse Konsum der mit internierten Soldaten besetzten Hotels steigerte den Bedarf, und viele Brunnen und Privatleitungen wurden laufen gelassen, um ein Einfrieren zu verhindern. Das Reservoir Hondrichwald musste, so oft es die Umstände erforderten, von abends 9 bis morgens 7 Uhr geschlossen werden. Der Wassermangel ab Ende November 1918 verlangte Massnahmen und es musste nun nach Wasser gesucht werden. Ingenieur Walther von Spiez wurde als Sachverständiger für die Quellfassungen in Faltschen beigezogen. Nach seinem Bericht sollten im Gebiet von Faltschen noch 6 weitere Quellen gefasst werden können. Die Hauptversammlung vom 20.2.1921 beschloss, diese Arbeiten auszuführen und nach den Quellen im Engel graben zu lassen. Vier neue Fassungen wurden längs des Reichenbaches erstellt, die fünfte blieb zurück und verlangte Verhandlungen mit der Burgerbäuert Faltschen.
Ausdehnung des Versorgungsgebietes über die Kander nach Westen
Auf Ersuchen der Bewohner auf der Westseite der Kander, wurde das Leitungsnetz 1924 über die Kanderbrücke bis zum Gwattstutz erweitert und, nachdem die Landeigentümer annehmbare Forderungen für den bevorzugten Platz bei der Linde in der Nähe der Burg Strättligen gestellt hatten, das Reservoir mit Zuleitung erstellt. Es konnte 1926 in Betrieb genommen werden.
Geschichte der Grundwasserfassung im Kandergrien
Wie den Ausführungen über die Suche nach zusätzlichem Quellwasser zu entnehmen ist, führten diese Anstrengungen zu keinem nennenswerten Erfolg. So entschloss sich der Vorstand, nach einer Empfehlung von Dr. phil. Beck, Geologe aus Thun, die Fassung von Grundwasser zu prüfen. Bis zur Erstellung der Grundwasserpumpanlage im Kandergrien brauchte es nun allerdings einige Jahre der Überlegungen und der Reifung. Impulse gaben immer wieder Unwetterkatastrophen, die zu Unterbrüchen in der Wasserzufuhr aus dem Quellgebiet führten, oder Trockenperioden, gefolgt von Einschränkungen in der Versorgung. Die Ausführung des Werkes kam in eine Zeit der wirtschaftlichen Stagnation mit Krise und Arbeitslosigkeit. Die nachstehenden chronologisch aufgeführten Notizen aus den Vorstandsprotokollen schildern die Geschehnisse, die schlussendlich zu dem grossen und weitsichtigen Ausbau der Wasserversorgung Aeschi-Spiez führten.
1925
Das Gutachten des Geologen Dr. phil. Beck, Thun, sieht vor allem das Kanderdelta für die Gewinnung grösserer Trinkwassermengen und empfiehlt der Genossenschaft dieses Gebiet für den Bezug von
Grundwasser. Die ausserordentliche Hauptversammlung vom Dezember 1925 bestätigt erneut den Auftrag an den Vorstand zur Wassersuche.
1926
Geometer Emil Studer, Spiez, erwähnt in seinem Bericht an den Vorstand die Schwierigkeiten einer Wasserbeschaffung aus dem Kandergrien und unterstreicht die Vorzüge eines Bezuges aus dem
Aubächlein, einer Quelle am Niesenfuss in Wimmis. Eine Besichtigung des Kanderdeltas und der Quellen des Aubächleins durch den Vorstand mit Geologe Dr. Beck und Geometer Studer findet statt. Dr.
Beck erklärt die geologischen Verhältnisse und die Vorzüge des Kandergriens, die eine reichliche Menge guten Wassers voraussehen lassen. Geometer Studer empfiehlt dagegen das Wasser aus dem
Aubächlein, weil es mit geringeren Kosten über die Kander nach Hondrich gefördert werden könnte. Dem Ingenieur Georgi aus Thun wird der Auftrag erteilt, für pauschal Fr. 750.- ein generelles
Projekt für die Wasserbeschaffung aus dem Kandergrien anzufertigen, und Geometer Studer soll für Fr. 500.- ein Projekt zum Bezug aus dem Aubächlein vorlegen. Die beiden Projekte werden durch
Ingenieur Ryser, Bern, begutachtet.
1927
Auch ein Gutachten von Ingenieur Ryser liegt vor, das weder die Fassung im Kanderdelta noch einen Seewasserbezug mit Pumpwerk hinter der Bürg noch einen Ankauf der Aubachquelle vorschlägt. Er
empfiehlt dem Vorstand, unter Beilage eines Vorprojektes, die Augandquelle der Gemeinde Wimmis zu benutzen. Bereits im April erfolgt eine Besichtigung dieser ergiebigen Quelle mit den
Behördevertretern von Wimmis
1929
Ein weiteres Gutachten über eine zweckmässige Wasserbeschaffung wird von Ingenieur A. Guggenbühl, Zürich, eingeholt. Es spricht sich auch für eine Grundwasserfassung aus dem Kanderdelta
aus.
1930
Die Kosten einer Grundwasserfassung, mit den Folgekosten des nachherigen grossen Unterhaltes, mahnen den Vorstand aber zur Vorsicht. Erst sollen das Ergebnis eines Erwerbes der Schwarzbachquelle
im Hanselengebiet und die Erfahrung mit der geplanten Erweiterung des Reservoirs Hondrichwald abgewartet werden. Eine Studie des Ingenieurbüros Ryser über eine zweckmässige Vergrösserung der
Trinkwasserreserve wird abgeliefert, die aussagt, dass Wasser genügend vorhanden sei, einzig genüge es nicht den Spitzenanforderungen. Verschiedene Plangrundlagen von Ingenieur Ryser orientieren
den Vorstand über ein Projekt der Vergrösserung des Reservoirs Hondrichwald. Der Ausbau dieses Reservoirs wurde dann auch 1931 vorgenommen. Der Vorstand hat es nicht leicht, sich zu einem
Entscheid durchzuringen.
1931
Das heftige Unwetter vom 27.6.1931 über dem Reichenbachtal, das zum Teil die Quellfassungen zerstört, und die grosse Wasserknappheit im Dezember geben einen neuen Anstoss für einen baldigen
Entscheid.
1932
Gegen eine Seewasserfassung, wie sie Ing. Ryser vorschlug, macht sich sofort eine starke Abneigung geltend, die Aubachquelle geht auf zirka 600 Minutenliter zurück, so bleibt nur noch eine
Grundwasserfassung entweder aus dem Augand am linken Kanderufer oder dem Kandergrien übrig. Die Hauptversammlung von 1932 bewilligt die notwendigen Mittel für Pumpversuche beim Augand. Da erhebt
sich aber der Widerstand der Gemeinde Wimmis, und das Projekt wird fallengelassen. Eine Aussprache zwischen der Eigentümerin des Kanderdeltas, die Kanderkies AG, und dem Präsidenten der WVG
ergibt die Möglichkeit einer Realisierung eines solchen Wasserwerkes. An einer stark besuchten öffentlichen Versammlung orientiert der Präsident der WVG über die Wasserbeschaffung. Der Vorstand
gibt der Firma AG Adolf Guggenbühl, Zürich, den Auftrag, Bohr- und Pumpversuche im Kandergrien vorzunehmen. Geologische Gutachten liegen vor von Dr. Beck, Thun, Dr. Hirschi, Spiez, und Dr.
Sprecher, Burgdorf. Wie in der Einweihungsschrift zum Pumpwerk zu lesen steht, wählte man für die erste Bohrung eine Stelle nahe Einigen unterhalb des heutigen Motels, wo eine kleine Quelle
zutage tritt. In einer Tiefe von 4,8 m stösst man auf Seekreide. Dieser Ort ist, infolge der hohen Lage der undurchlässigen Schicht, für die definitive Fassung ungeeignet. Die zweite Bohrung wird
in der Nähe des Werkeinganges vorgenommen. Der provisorische Filterbrunnen zeitigt günstige Ergebnisse. Es werden 2600 Minutenliter während 110. Stunden gefördert, bei einer Absenkung des
Grundwasserspiegels um nur 12 cm. Eine Jucharte Terrain für die Pumpanlage kann von der Kanderkies AG noch im selben Jahr erworben werden gegen eine jährliche Leistung in Wasser.
1933
Das Projekt für die Grundwasserfassung wird durch das Ingenieurbüro Ryser ausgearbeitet und vorgelegt.
1935
Es folgen langwierige Verhandlungen zwischen der Gemeinde Spiez und der WVG über den Verteiler der Kosten des Baus der Anlagen.
1936
Infolge der inzwischen erfolgten Abwertung des Schweizer Frankens muss mit einer Erhöhung des Kostenvoranschlages von Fr. 330000.- auf Fr. 380000.- gerechnet werden.
1937
An der ausserordentlichen Hauptversammlung vom 31.7. 1937 wird die Ausführung des Grundwasserprojektes einstimmig beschlossen. Die Formulierung des gemeinderätlichen Antrages für die Beteiligung
am Pumpwerk, zuhanden der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 21.8.1937, liegt nun vor. Nun steht dem Baubeginn nichts mehr im Wege. Der Bau des Werkes wird zur Hauptsache vom Herbst 1937
bis Frühjahr 1939 vollzogen. Mit der Durchführung können willkommene Gelegenheiten für die Beschäftigung von Arbeitslosen geschaffen werden. Aus diesem Grunde subventionieren das kantonale und
das eidgenössische Arbeitsamt das Werk als Notstandsarbeit. Die Baukosten der gesamten Anlage betragen zirka Fr. 400000.-.
1939
Am Freitag, den 22.12.1939, erfolgt die offizielle Übergabe des Werkes in Anwesenheit aller Beteiligten und der Behörden. Der Präsident Albert Simmler erhält Anerkennung für den allseits
befriedigenden Abschluss dieses markanten Ausbaus der Wasserversorgung Aeschi-Spiez.
Es ist wieder Krieg!
Die Kriegsgefahr wuchs. Der Vorstand beschloss am 3.10.1936 einstimmig, für die Wehranleihe zur Finanzierung der schweizerischen Rüstungsproduktion einen Anteilschein von Fr. 1000.- zu zeichnen. Am 3. September 1939 fand die allgemeine Mobilisation der Schweizer Armee statt. In Europa herrschte wieder Krieg. Verschiedene Vorstandsmitglieder erfüllten ihre Pflicht fürs Vaterland und waren im Militärdienst. Von schriftlichen Lebenszeichen der im Dienst stehenden Kollegen wurde mit «Genugtuung» Kenntnis genommen. Der Vorstand wünschte sie bald wieder gesund in seinen Reihen zu sehen! Wegen der Mobilisation im Mai 1940 musste die Vorstandssitzung verschoben werden. Die WVG gab Wasser für militärische Befestigungsanlagen ab, musste auch wegen den Bauarbeiten in unmittelbarer Nähe des Pumpwerkes Kandergrien (Tankgraben) Rechtsverwahrung erheben. Anschlussgesuche für die Festung Hondrich und für Bunkerbauten wurden bewilligt. Der grosse Wasserverbrauch, hervorgerufen durch die starke Truppenbelegung, konnte dank des Grundwasserwerkes zu aller Zufriedenheit gemeistert werden, verursachte aber auch hohe Stromrechnungen. Manchmal musste der unvernünftigen Wasserverschwendung der einquartierten Truppe «Remedur» geschaffen werden. Ab 15.1 .1941 gingen die Quellen beängstigend zurück. Durch den Einsatz der Motorspritze der Feuerwehr Spiez konnten die Schwierigkeiten in der Versorgung überwunden werden, es bereitete aber grosse Mühe, das rationierte Benzin für die Pumpe zu beschaffen. Im Februar 1941 erfreute sich die Eisbahn Spiez eines regen Betriebes. Die Gemeindebürger Gottfried Barben, Fritz Theilkäs und Adolf Marti stellten das Gesuch zur Wasserentnahme beim Zentralfeuerwehrmagazin zum Aufbau einer Eisbahn. Sie verpflichteten sich, die Kosten zu übernehmen und eventuelle Schäden zu tragen. Die WVG verzichtete auf ein Entgelt für die Wasserlieferung. Auch in späteren Jahren wurden durch initiative Bürger Eisbahnen erstellt. Nach Protokoll das letzte Mal im Januar 1973 im Salzbrunnen. Am 6.7.1941 sahen sich die Licht- und Wasserwerke Thun infolge der ausserordentlichen Wasserknappheit veranlasst, die WVG Aeschi-Spiez um vorübergehende Notlieferung anzusuchen. Eine Verbindung der bei den zunächstliegenden Hydranten durch eine 200 m lange Schlauchleitung erlaubte eine Wasserabgabe nach Thun. Um in Notzeiten in umgekehrter Richtung Wasser fliessen zu lassen, erklärte sich Thun 55 Jahre später zum Wasserverbund mit Spiez bereit. Der Bau des Zwischenpumpwerkes Kornweidli, zur Förderung von Wasser aus der unteren in die obere Zone (ungefähr ins Gebiet oberhalb des Bahnhofes) und ins Reservoir Hondrichwald, wurde vom Vorstand beschlossen. Bereits am 17.10.1944 konnte die neue Anlage in Betrieb genommen werden und brachte nun für lange Zeit genügend Wasser, um auch den Spitzenbedarf im Dorf Spiez decken zu können. Der Bericht der Vorstandssitzung vom Jahresende 1944 schliesst mit der Bemerkung «Der Nachwelt dürfte auch in unserem Protokoll der Vermerk nicht vorenthalten werden, dass unser Land nun im sechsten Jahr vom furchtbarsten Kriegsgeschehen, das die Geschichte kennt, umwogt ist. Über Ausgang und Ende steht man noch immer im Ungewissen. Dass sich die Erschwernisse der Wirtschaftslage in vielerlei auch auf unser Werk übertragen, muss als natürliche Folge erachtet werden.» 1945 war das langersehnte Ende des Zweiten Weltkrieges Tatsache geworden.
Die Nachkriegsjahre
Der Vorstand wählte auf 1.1.1947 Heinrich Zimmermann, Wasserbauingenieur, als Nachfolger seines Vaters Willy, den er seit drei Jahren vertreten hatte, zum Aufseher. Mit der Zunahme der Aufgaben wurde er im Jahr 1969 zum Betriebsleiter ernannt und übte dieses Amt bis 1988 aus.
Im August und September 1947 herrschte wieder einmal grosse Trockenheit. Mit Schnellkupplungsröhren wurde eine Notleitung zur Bewässerung des Rebareals erstellt. Der Dorfbrunnen von Aeschi musste mit Wasser aus dem Netz der WVG gespiesen werden. In Einigen ereignete sich am 16.8.1947 bei allergrösster Dürre ein Bruch der Pumpleitung. Durch Lautsprecher aus dem fahrenden Jeep wurde im ganzen Versorgungsgebiet auf die Notlage aufmerksam gemacht.
Die finanzielle Lage der Genossenschaft erforderte 1949 eine Erhöhung der Gebühren. Die Wasserversorgung musste der grossen Bautätigkeit der Nachkriegsjahre gewachsen sein. In Einigen und Gwatt wurden Spekulationsbauten in grösserer Zahl erstellt. Kaum war der Wasserlieferungsvertrag für einen Neubau abgeschlossen, wurde er schon wieder verkauft, ohne die WVG in Kenntnis zu setzen. Das Strättliggut auf Gemeindegebiet Thun wurde erschlossen und durch die WV Aeschi-Spiez laut Vertrag mit Thun vom 6.10.1954 versorgt.
Es kommt immer wieder vor, dass Wasser in den Leitungen unterwegs verloren geht. Das wurde vom Vorstand schon an der Quellbegehung von 1935 festgestellt. Die Messung der Scharnachtalquelle ergab 1000 Minutenliter, der Durchlauf beim Syphon des Reichenbaches war plötzlich nur noch 500 Minutenliter. Die Zementleitung war durch einen «Strangen» eines Ahorns verstopft und musste ausgegraben und gereinigt werden.
Das Reservoir auf dem Wachthubel muss unbedingt gebaut werden
Aeschi, das über Ostern 1955 eine grosse Gästeschar beherbergte, konnte infolge Ausjagens
einer Stemmmuffe der Suldgrabenleitung für längere Zeit nicht versorgt werden. Dieses Ereignis gab Anlass zu einer sofortigen Begehung mit Ingenieur Ryser aus Bern zur Abklärung des geeigneten
Standortes eines Reservoirs Wachthubei. Im Protokoll steht geschrieben: «Die Begehung wird unterbrochen, da es Mittag geworden ist und den meisten Teilnehmern, welche am Sonntag vorher an Sänger-
oder an Schützenfesten teilgenommen hatten, Hunger und Durst aus den Augen schauten. Dem Hotel Seeblick wird ein Besuch abgestattet.» Der Vorstand erteilte den Auftrag zur Projektierung, und am
30.11.1955 konnten erste Studien bereits vorgelegt werden. Der Kantonschemiker empfahl den Einbau einer Chlorieranlage. Am 1.2.1961 wurde den bei den Gemeinden der Antrag zur gemeinsamen
Finanzierung unterbreitet. Die Urnenabstimmung in Spiez über den Beitrag von Fr. 150'000.- ergab ein Resultat von 535 Ja- gegen 191 Neinstimmen. Der Beginn der Bauarbeiten erfolgte 1962, und am
27.6.1963 konnte das Reservoir inkl. Chlorierstation den Betrieb aufnehmen.
Die WVG bezog 1956 ein eigenes Magazin im Faulenbach Spiez.
Sollte man nicht auf das Quellwasser verzichten?
Der Vorstand beschloss am 25.3.1963 den Beitritt zum Oberländischen Bund zur Erhaltung der Gewässer, OBEG, deren Ziele er unterstützte. Das Projekt zur Energiegewinnung hätte unter anderem die hintere Suld beeinträchtigt. Die Typhusepidemie in Zermatt von1963 hatte zur Folge, dass verschärfte Vorschriften in der ganzen Schweiz zur Anwendung kamen und die Wasserversorgungen entsprechende Ausbildung und Vorsichtsmassnahmen einführen mussten.
Die verschiedenen Unterbrüche in der Versorgung durch Pannen im Quellgebiet und der Zuleitung führten 1965 im Vorstand zu einer regen Diskussion, ob man nicht besser auf alle Quellen verzichten und nur noch mit Grundwasser aus dem Kandergrien versorgen sollte. Am freifliessenden Wasser wurde jedoch festgehalten.
Schritthalten mit der wirtschaftlichen Entwicklung der beiden Gemeinden
Im Schacht Rosserli in Faltschen war am 20.10.1967 der automatische Trübungsmesser einsatzbereit. Das Quellwasser aus den Engelquellen, das bei Gewittern trüb läuft, wird dort in den nahen Reichenbachgraben abgeleitet.
Der Gemeinderat von Aeschi ersuchte den Vorstand um Abgabe von Wasser an die WVG Aeschiried, was mit einer Pumpe und einer Leitung aus dem Schacht Butzen geschehen konnte. Von diesem Wasser wollte später auch die Gemeinde Krattigen profitieren. Entsprechende Lieferverträge regeln die Wasserabgabe.
Mit Aeschi und Spiez wurde nach langen Verhandlungen 1970 ein Vertrag über ihre Beteiligung am weiteren Ausbau der Wasserversorgung ausgehandelt, der bis zur Kündigung im Jahr 1995, wegen der vom Kanton vorgeschriebenen Eigenwirtschaftlichkeit der WV, Gültigkeit hatte.
Das Geld wird langsam knapp
Die umfangreichen Bauarbeiten hatten zur Folge, dass die Jahresrechnung 1980 erstmals mit einem Passivsaldo abschloss. Dank den Reserven waren die Finanzen aber noch gesund. Der damalige Wassertarif von 40 Rappen pro m3 musste überprüft werden, eine Gebührenerhöhung war unvermeidlich und wurde an der Hauptversammlung von 1982 beschlossen.
Trockenheit und Kälte Eine längere Trockenperiode führte im Juli 1983 zu einem Schlauchspritzverbot. Ein Inserat in der Lokalpresse brachte innert kürzester Zeit Abhilfe. Das Verbot musste kurz darauf noch einmal erlassen werden. Vorkehren wurden für die extreme Trockenheit getroffen, die sich im November abzuzeichnen begann. Der Betriebsleiter liess provisorisch im Spiezmoos eine Pumpe installieren, um vermehrt Wasser in die obere Zone fördern zu können.
Die Kälteperiode vom Jahresbeginn 1985 brachte nebst etlichen eingefrorenen Leitungen und Leitungsbrüchen auch unerwartete Versorgungsprobleme. Der Wasserverbrauch war grösser als der Quellzufluss. Zwei Pumpen wurden bereitgestellt, um nötigenfalls Hondrich mit genügend Wasser zu versorgen. Die Kälte verursachte einen Rohrbruch in der Goldern in Aeschi. Das Auffinden der Leckstelle brauchte lange Zeit, da das Wasser aus dem Leck unterirdisch in eine Kanalisationsleitung abfloss.
Die zweite Pumpleitung bringt mehr Wasser ins Dorf Spiez
Bereits 1970 wurde mit einer 1. Etappe vom Reservoir Rustwald bis zum Viehschauplatz im Rustwald mit dem Bau der zweiten Pumpleitung begonnen, ausgelöst durch den Anschluss des Autobahnwerkhofes und der Zivilschutzanlage im Stygli an die Wasserversorgung. Die 2. Etappe folgte 1975 durch das Kandergrien. Mit dem Ausbau des Pumpwerkes Kandergrien und der Fertigstellung der zweiten Pumpleitung in den Jahren 1983-1986 konnten nun bis zu 5000 Minutenliter Wasser ins Reservoir Rustwald gefördert werden. Durch die Erhöhung der Transportleistung zum Pumpwerk Kornweidli und schliesslich bis ins Reservoir Hondrichwald wurde die Versorgung weiter verstärkt. Dazu musste das Zonenpumpwerk mit einer zusätzlichen Pumpe ausgerüstet werden. Um in verschiedenen Gebieten die Druckverhältnisse verbessern zu können, erstellte die WV im Obergut das Druckerhöhungspumpwerk. Am 5./6.9.1986 fand das 85-Jahr-Jubiläum der WVG statt, verbunden mit der Einweihung dieses grossen Ausbaus. Die offiziellen Gäste wurden am Freitagabend empfangen, am Samstagvormittag waren die rund 30 teilnehmenden Genossenschafter an der Reihe, und am Nachmittag am «Tag der offenen Türen» zeigten Mitglieder des Vorstandes die neuen Anlagen.
Die zentrale Fernsteuerung wird aktuell
Da nun das Werk einen Stand erreicht hatte, wo daran gedacht werden musste, die bestehenden, einzelnen Steuerungselemente zu einer zentralen Anlage zu ergänzen und zusammenzufassen, gab der Vorstand dem Betriebsleiter 1987 den Auftrag, ein Generelles Projekt für eine Fernwirkanlage auszuarbeiten. Nun wurde laufend durch Einlegen von Leitungskanälen auf diese Steuerung hingearbeitet.
Nach kantonalen Vorschriften mussten für die Wasserbezugsorte Vorschriften und Pläne für Schutzzonen erarbeitet werden. Der Regierungsrat genehmigte 1988 die Schutzzonen Hanselen und Engel und hiess das Schutzareal Unteres Kandergrien gut.
Die Neugestaltung der Genossenschaft - Kein Gratiswasser mehr
Aufgrund des vom Betriebsleiter ausgearbeiteten Generellen Wasserversorgungsprojektes und der nun vorliegenden Ausbaupläne konnte 1990 der Geldbedarf für die kommenden Jahre abgeschätzt werden. Der Finanzplan 1991-1995 zeigte dem Vorstand, dass der geplante Ausbau der Wasserversorgung ohne massive Erhöhung der Tarife für den Wasserbezug nicht durchführbar wäre. Um die 240 Genossenschafter gegenüber den 2800 Wassermietern nicht zu bevorzugen, sollte die Erhöhung des Wasserzinses auch von ihnen getragen werden. Dieser Antrag des Vorstandes wurde jedoch an der Hauptversammlung von 1991 abgelehnt. Ein anderer Weg musste gesucht werden.
Die neue kantonale Verordnung über die Wasserversorgung verlangt, dass die Wasserversorgungen, einschliesslich der Bereitstellung des Wassers für den Löschschutz, eigen wirtschaftlich zu betreiben sind. Im Gegensatz zur bisherigen Regelung, beteiligen sich die Gemeinden Aeschi und Spiez nicht mehr am Ausbau. Es erfolgte die Kündigung des Vertrages vom 1.1.1971.
Die Abgabe von Gratiswasser ist nach gesetzlichen Bestimmungen nicht statthaft. Somit musste die bisherige Berechtigung der Genossenschafter, einen Teil ihres Wasseranspruches gratis beziehen zu können, geändert werden. Genossenschafter und Mieter sollten gleichviel für den Kubikmeter des von ihnen verbrauchten Wassers bezahlen.
Die Rechtsgleichheit verlangte zudem eine Öffnung der Genossenschaft. Da bisher neue Mitgliedschaftsausweise nach Statuten nicht mehr erstellt werden konnten, war es schwer und teuer, solche zu erwerben und damit Genossenschafter zu werden.
Neue Statuten und ein neues Reglement wurden ausgearbeitet und dem kantonalen Amt zur Vorprüfung eingereicht. Eine Umwandlung der Mitgliedschaftsausweise in Anteilscheine mit einem verzinslichen Wert sollte der kommenden Hauptversammlung beantragt werden. Nach dem ausgewiesenen Vermögen ergab sich ein realis- tischer Nominalwert von Fr. 1'500.- pro Minutenliter. Die Verzinsung sollte im Rahmen der ersten Hypothek der Berner Kantonalbank erfolgen. Jeder Grundeigentümer oder Baurechtsbesitzer im Bereich der versorgten Gemeinden Aeschi und Spiez würde durch den Erwerb von mindestens einem Anteil zu Fr. 1'500.- Genossenschafter.
Die Genossenschafter stimmen zu
Eine Orientierungsversammlung wurde einberufen und die geplanten Änderungen durch den Präsidenten erläutert. Die Anzahl der anwesenden Genossenschafter liess auf die Brisanz des Themas schliessen. Vom Fürsprecher des Kantons wurden die gesetzlichen Bestimmungen erläutert.
Die denkwürdige Hauptversammlung vom 24.4.1992 stimmte den Statuten, dem Reglement und dem Gebührentarif mit 67 Ja gegen 7 Nein zu, dies nach einer regen Diskussion und einem gewissen Unmut über den Verlust des Gratiswassers.
Es werden die Weichen für die künftige Wasserversorgung gestellt
Der negative Entscheid der Hauptversammlung von 1991 zum Antrag des Vorstandes über die Statutenänderung hatte eine Verzögerung in der Anwendung des erhöhten Tarifes zur Folge und führte zu einer Finanzknappheit und zu zurückhaltenden Investitionen. Die Zeit wurde genutzt, um durch den Betriebsleiter das Generelle Wasserversorgungsprojekt auf den neusten Stand zu bringen. Es wurde 1995 dem Vorstand übergeben, der damit nun die Unterlagen in der Hand hatte, um seine Entscheide für den weiteren Ausbau zu fällen. Die Eingabeprojekte der nächsten Etappen wurden vorbereitet, der Finanzplan bereinigt, die neuen Gebühren brachten Geld in die Kasse, und schon bald konnten wichtige Bauarbeiten aufgenommen werden.
Die Quellbegehungen des Vorstandes
Die Quellfassungen im Hanselen- und Engelgebiet werden seit jeher im Herbst vom Vorstand begangen und inspiziert. Dabei wurde früher der Quellerguss durch den Vorstand gemessen, wobei die Berechnung von Schachtkreis und Schachtoval manchmal Schwierigkeiten bereitete. In späteren Jahren erfolgte die Messung am Vortage durch den Betriebsleiter. Nach Protokoll über die Quellbegehung von 1935, verführten die Vertreter des damaligen Vorstandes von Aeschi die Spiezer zu einer «Mostkur» bei Landwirt Bühler auf der Engelbürg. Von da an wurde dort jahrzehntelang jeweils Halt gemacht. Zur Rucksackverpflegung liess sich der Vorstand Frau Bühlers «Merängge» schmecken, so auch wieder im Jahre 1994.
Der Wasserverbund mit den angrenzenden Gemeinden
Zum Austausch von Wasser und zur Absicherung in Notfällen ist es heute erwünscht, die Wasserversorgungen der einzelnen Gemeinden zu verbinden. Der Vorstand setzte sich in den 90er Jahren das Ziel, diesen Zusammenschluss möglichst bald zu verwirklichen.
Im Winter 1987/1988 wurden die Quellanlagen im Zäuneggwald der Wasserversorgung Wimmis saniert und das Reservoir in den Spissen eingeweiht. Dadurch hatte die Gemeinde Wimmis, ohne ihre Pumpstation in der Augand zu beanspruchen, Überschusswasser, das sie, anstatt es in den Dorfbach fliessen zu lassen, der Wasserversorgung Aeschi-Spiez antrug. Der Vorstand erklärte sich einverstanden, gab dies doch die Möglichkeit, die Wasserversorgung abzusichern. Die Leitung für den Zusammenschluss vom Zeughaus Spiezwiler über die Kanderbrücke und längs der Staatsstrasse zum Netz Wimmis konnte am 31.1.1995 abgenommen werden. Die vertragliche Regelung erlaubt nun einerseits eine Einspeisung von Wimmiser Wasser in die Versorgung Spiez und anderseits eine Abgabe in Notfällen nach Wimmis. Wegen fehlender Geldmittel wurde der Bauanteil der Wimmiser durch die WVG Aeschi-Spiez vorfinanziert. Die Rückzahlung erfolgte in den folgenden Jahren durch Lieferung von Trinkwasser. 1999 war es soweit, die Bauschulden waren getilgt.
Auch mit der Gemeinde Thun wurde 1996 der Zusammenschluss mit Abgabepumpwerk erstellt, wobei der gegenseitige Abtausch für Notfälle gedacht ist. Bereits im Hochwasserjahr 1999 hat sich die Anlage bestens bewährt. Durch die Erhöhung der Konzession im Grundwasserwerk der Wasserversorgung Reichenbach zugunsten der WVG Aeschi-Spiez war es möglich, die Versorgung vom Dorf teil Mülenen, soweit auf Boden der Gemeinde Aeschi liegend, einzurichten und mit dem Pumpwerk Mülenen die längst ersehnte Absicherung von Aeschi und Hondrich vorzunehmen. Der Wasserlieferungsvertrag wurde 1996 genehmigt.
Ausbau der Wasserversorgung Aeschi-Hondrich
Aufgrund des Eingabeprojektes fand eine Etappierung der Arbeiten für den Ausbau der
Wasserversorgung Aeschi-Hondrich statt. Als Erstes wurde das Pumpwerk Mülenen am 15.7.1998 dem Betrieb übergeben. Damit kann Wasser in das Netz Aeschi gefördert werden und befreit den Vorstand
von der Sorge, die höher gelegenen Gebiete bei wenig Quellzufluss und bei Pannen in der Zuleitung nicht versorgen zu können.
Der Spatenstich für das Reservoir Gumperstal erfolgte am 19.6.1998 und am 12.2.1999 nahm auch dieses seine Tätigkeit auf. In kurzer Bauzeit konnte die grosse Anlage erstellt werden. Sie bringt
die seit langem gewünschte Erhöhung des Speichervolumens.
Der Schnee von Ende Februar verhinderte ein zügiges Vorgehen beim umfangreichen Leitungsbau und beim Pumpwerk und Kleinkraftwerk Lengmattli. Der Vorstand verfolgte mit Spannung an seiner Begehung vom 27.10.1999 die provisorische Inbetriebnahme. In diesem Werk wird mit dem Wasser, das vom Reservoir Wachthubel Richtung Hondrich fliesst, elektrischer Strom erzeugt. Man hofft, einen Teil der anfallenden Strom kosten der WV damit abgelten zu können. Durch das höher als der frühere Abgabeschacht gelegene Lengmattli erfolgte in Hondrich eine Druckerhöhung von ca 2 bar, die eine umfangreiche Kontrolle der angeschlossenen Hausinstallationen erforderte.
Ferner wurden für die Fernsteuerung zwischen Aeschi und Spiez die Verkabelungen erstellt. Mit der computergesteuerten Fernwirkanlage können nun von der Zentrale aus die neuen und die bestehenden Anlagen des südlichen Versorgungsgebietes überwacht und bedient werden.
Der Präsident und der Betriebsleiter durften für das Kleinkraftwerk an der Sitzung des Grossen Gemeinderates Spiez vom 28.8.2000 die Ehrung für besondere Verdienste im Bereich Umwelt entgegennehmen.
Durch die Änderung des Finanzausgleichs des Kantons Bern reduzierte sich der Beitrag an die WVG von einer Million Franken auf Fr. 185'000.-. Dagegen wurde die WVG nach geringer Statutenänderung rückwirkend auf 1.1.1995 von der Steuerpflicht befreit. Die WVG ist nun den Gemeinden gleichgestellt, die die Aufgabe der Wasserversorgung selber übernehmen.
Die Betriebsleitung wird neu organisiert
Der Vorstand beschloss auf 1.4.1999 eine Neuorganisation der Betriebsleitung durchzuführen. Die bisher in langjähriger Tradition durch das Ingenieurbüro Heinrich Zimmermann nebenamtlich geführte Betriebsleitung wurde in ein Vollamt umgewandelt. Heinrich Zimmermann entschloss sich als selbständigerwerbender Ingenieur seinen eigenen Betrieb weiterzuführen. Die Stelle des Betriebsleiters wurde öffentlich ausgeschrieben und auf 1.4.2000 neu besetzt durch Werner Schmid, dipl. Techn. HTL.
Die Betriebsleitung hat sich in den am 1.8.1999 an der Bahnhofstrasse 39 bezogenen Räumen eingerichtet.
Die ersten Jahre
Das Wasserwerk war nun zu aller Zufriedenheit erstellt, und wer Wasser wollte, hatte sich schriftlich anzumelden. Er erwarb von der Genossenschaft für sich allein ein Wasserquantum von 3 Minutenliter oder in Gemeinschaft mit anderen 5 Minutenliter. Für den Minutenliter mussten Fr. 350.- oder bei Vereinigung mehrerer Personen Fr. 420.- bezahlt werden. Für jeden in die Druckleitung einzuschaltenden Hydranten hatten die Gemeinden der Genossenschaft Fr. 650.- zu vergüten.
Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass von Fürsprecher Mützenberg das Gesuch um Abgabe des nötigen Wassers zum Betrieb eines Liftes in seinem Hotel Schonegg eingereicht wurde. Auch Hotelier Thönen vom Hotel Kurhaus und Pension Blümlisalp, dem späteren Hotel Eden, interessierte sich für die nötige Wasserkraft. Der Sekretär der WVG übernahm es aber, sich bei Frau Barben vom Hotel Bubenberg zu erkundigen, wie sich ihr elektrischer Lift bewährte. Die Wasserkraft wurde nicht benötigt. Der von den Unternehmern des ersten Wasserwerkes, Brunschwyler und Frutiger, erstellte Springbrunnen in der Seebucht wurde von den Gebrüdern John vom Spiezerhof mit der Verpflichtung, für den Unterhalt Fr. 250.- zu bezahlen, übernommen. 1904 lehnten sie es jedoch ab, weiterhin diesen Betrag zu entrichten, worauf eine Ermässigung auf Fr. 150.- gewährt wurde mit der Bedingung, dass der Springbrunnen zur Nachtzeit und zu Zeiten von Wassermangel abgestellt werde. Im Kriegsjahr 1917 wurde der Springbrunnen auf Verlangen der Gebrüder John demontiert.
Ruf nach mehr Wasser - das Wasser wird nur noch vermietet
Mit der Entwicklung des Versorgungsgebietes wuchs auch der Bedarf an Wasser. Eine Wasserknappheit machte sich bereits im Jahr 1904, nach anhaltender Trockenheit, bemerkbar. Es musste nach weiteren Bezugsorten Ausschau gehalten werden. Herr Hofstetter, Vizepräsident WVG, erwarb eine Quelle auf dem Blinzigenheimwesen in Scharnachtal vorläufig auf seinen Namen und bot sie der Genossenschaft zu den gleichen Bedingungen an. Die Hauptversammlung von 1905 beschloss den Ankauf, worauf die Quelle 1906 gefasst worden ist.
Der Vorstand war sich bewusst, dass man ohne Erschliessung neuer Quellen nicht beliebig viel Wasser verkaufen konnte. Er ersuchte die Genossenschafter, die Brunnen mit Hahnen zu versehen und den neu Eintretenden wurde die Verpflichtung überbunden, keine laufenden Brunnen zu erstellen. Die Hauptversammlung von 1906 beschloss die Änderung der Statuten. Von nun an durfte kein Wasser mehr verkauft, nur noch mietweise abgegeben werden. In den Hausanschlüssen wurden Wasseruhren eingesetzt. Der bisherige Wasserbesitz wurde jedoch garantiert und die Genossenschafter erhielten einen Anteilschein, welcher ihnen als Ausweis für den gekauften Minutenliter diente. Fragen wurden laut, ob nicht im Hondrichwald ein zweites Reservoir zu erstellen wäre oder ob nicht der Bau eines Reservoirs in Aeschiried zur Unterteilung des Wassers geprüft werden sollte. 1908 wurde die Scharnachtalquelle nach Gutachten von Herrn Brunschwyler und Dr. Gerber neu gefasst.
Vergrösserung des Speichervolumens im Hondrichwald
Die Hauptversammlung vom 20.10.1912 beschloss die Erweiterung des Reservoirs im Hondrichwald durch Anbau von zwei Kammern mit je 200 m3, Fünf Unternehmer offerierten diese Arbeiten von Fr. 5'500.- bis Fr. 9'500.-. Die Ausführung wurde der billigsten Firma vergeben. Die Schlussrechnung lautete aber infolge Mehrforderungen auf Fr. 8'000.-. Die Parteien einigten sich auf Fr. 7'000.-. Diese Vergebungspraxis wird noch heute angewendet! Eine Fassung der Quellen im Suldtal wurde erwogen, die Quellen im Obersuld besichtigt und Verhandlungen aufgenommen, die aber zu keinem Ziel führten. Während der verflossenen hundert Jahre beschäftigte das Suldwasser immer wieder den Vorstand. Verschiedene Vorprojekte wurden ausgearbeitet, Wassermessungen durchgeführt und Verhandlungen aufgenommen, aber weil eine Ausführung kostspielig und mit anderen Schwierigkeiten behaftet ist, wurden Fassung und Ableitung bis heute nie realisiert.
Es ist Krieg!
Will man sich über die Verhältnisse während des 1. Weltkrieges ein Bild machen, so muss man eher zwischen den Zeilen des Protokolls lesen. Es ist festzustellen, dass nach Anzahl der abgehaltenen Sitzungen begreiflicherweise eine verminderte Tätigkeit herrschte. Berichte zweier Jahre wurden zusammengefasst, was sicher auf die Abwesenheit von Vorstandsmitgliedern im Grenzdienst schliessen lässt. Der Frau Wwe. Mani in Haueten, Diemtigen, wurde am 13.7.1915 die Oetschbachquelle in Haueten abgekauft. Der damals gemessene Erguss lautete auf 5'000 Minutenliter. 1925 interessierte sich die Stadt Thun für eine gemeinsame Nutzung der Quelle, und 1972 stellte die Gemeinde Diemtigen das Gesuch um Erwerb, dem aber nicht entsprochen werden konnte. Die Quelle ist noch heute im Besitz der WVG Aeschi-Spiez. Die enorme Kälte vom Februar 1917 führte zu einem Wassermangel. Der grosse Konsum der mit internierten Soldaten besetzten Hotels steigerte den Bedarf, und viele Brunnen und Privatleitungen wurden laufen gelassen, um ein Einfrieren zu verhindern. Das Reservoir Hondrichwald musste, so oft es die Umstände erforderten, von abends 9 bis morgens 7 Uhr geschlossen werden. Der Wassermangel ab Ende November 1918 verlangte Massnahmen und es musste nun nach Wasser gesucht werden. Ingenieur Walther von Spiez wurde als Sachverständiger für die Quellfassungen in Faltschen beigezogen. Nach seinem Bericht sollten im Gebiet von Faltschen noch 6 weitere Quellen gefasst werden können. Die Hauptversammlung vom 20.2.1921 beschloss, diese Arbeiten auszuführen und nach den Quellen im Engel graben zu lassen. Vier neue Fassungen wurden längs des Reichenbaches erstellt, die fünfte blieb zurück und verlangte Verhandlungen mit der Burgerbäuert Faltschen.
Ausdehnung des Versorgungsgebietes über die Kander nach Westen
Auf Ersuchen der Bewohner auf der Westseite der Kander, wurde das Leitungsnetz 1924 über die Kanderbrücke bis zum Gwattstutz erweitert und, nachdem die Landeigentümer annehmbare Forderungen für den bevorzugten Platz bei der Linde in der Nähe der Burg Strättligen gestellt hatten, das Reservoir mit Zuleitung erstellt. Es konnte 1926 in Betrieb genommen werden.
Geschichte der Grundwasserfassung im Kandergrien
Wie den Ausführungen über die Suche nach zusätzlichem Quellwasser zu entnehmen ist, führten diese Anstrengungen zu keinem nennenswerten Erfolg. So entschloss sich der Vorstand, nach einer Empfehlung von Dr. phil. Beck, Geologe aus Thun, die Fassung von Grundwasser zu prüfen. Bis zur Erstellung der Grundwasserpumpanlage im Kandergrien brauchte es nun allerdings einige Jahre der Überlegungen und der Reifung. Impulse gaben immer wieder Unwetterkatastrophen, die zu Unterbrüchen in der Wasserzufuhr aus dem Quellgebiet führten, oder Trockenperioden, gefolgt von Einschränkungen in der Versorgung. Die Ausführung des Werkes kam in eine Zeit der wirtschaftlichen Stagnation mit Krise und Arbeitslosigkeit. Die nachstehenden chronologisch aufgeführten Notizen aus den Vorstandsprotokollen schildern die Geschehnisse, die schlussendlich zu dem grossen und weitsichtigen Ausbau der Wasserversorgung Aeschi-Spiez führten.
1925
Das Gutachten des Geologen Dr. phil. Beck, Thun, sieht vor allem das Kanderdelta für die Gewinnung grösserer Trinkwassermengen und empfiehlt der Genossenschaft dieses Gebiet für den Bezug von
Grundwasser. Die ausserordentliche Hauptversammlung vom Dezember 1925 bestätigt erneut den Auftrag an den Vorstand zur Wassersuche.
1926
Geometer Emil Studer, Spiez, erwähnt in seinem Bericht an den Vorstand die Schwierigkeiten einer Wasserbeschaffung aus dem Kandergrien und unterstreicht die Vorzüge eines Bezuges aus dem
Aubächlein, einer Quelle am Niesenfuss in Wimmis. Eine Besichtigung des Kanderdeltas und der Quellen des Aubächleins durch den Vorstand mit Geologe Dr. Beck und Geometer Studer findet statt. Dr.
Beck erklärt die geologischen Verhältnisse und die Vorzüge des Kandergriens, die eine reichliche Menge guten Wassers voraussehen lassen. Geometer Studer empfiehlt dagegen das Wasser aus dem
Aubächlein, weil es mit geringeren Kosten über die Kander nach Hondrich gefördert werden könnte. Dem Ingenieur Georgi aus Thun wird der Auftrag erteilt, für pauschal Fr. 750.- ein generelles
Projekt für die Wasserbeschaffung aus dem Kandergrien anzufertigen, und Geometer Studer soll für Fr. 500.- ein Projekt zum Bezug aus dem Aubächlein vorlegen. Die beiden Projekte werden durch
Ingenieur Ryser, Bern, begutachtet.
1927
Auch ein Gutachten von Ingenieur Ryser liegt vor, das weder die Fassung im Kanderdelta noch einen Seewasserbezug mit Pumpwerk hinter der Bürg noch einen Ankauf der Aubachquelle vorschlägt. Er
empfiehlt dem Vorstand, unter Beilage eines Vorprojektes, die Augandquelle der Gemeinde Wimmis zu benutzen. Bereits im April erfolgt eine Besichtigung dieser ergiebigen Quelle mit den
Behördevertretern von Wimmis
1929
Ein weiteres Gutachten über eine zweckmässige Wasserbeschaffung wird von Ingenieur A. Guggenbühl, Zürich, eingeholt. Es spricht sich auch für eine Grundwasserfassung aus dem Kanderdelta
aus.
1930
Die Kosten einer Grundwasserfassung, mit den Folgekosten des nachherigen grossen Unterhaltes, mahnen den Vorstand aber zur Vorsicht. Erst sollen das Ergebnis eines Erwerbes der Schwarzbachquelle
im Hanselengebiet und die Erfahrung mit der geplanten Erweiterung des Reservoirs Hondrichwald abgewartet werden. Eine Studie des Ingenieurbüros Ryser über eine zweckmässige Vergrösserung der
Trinkwasserreserve wird abgeliefert, die aussagt, dass Wasser genügend vorhanden sei, einzig genüge es nicht den Spitzenanforderungen. Verschiedene Plangrundlagen von Ingenieur Ryser orientieren
den Vorstand über ein Projekt der Vergrösserung des Reservoirs Hondrichwald. Der Ausbau dieses Reservoirs wurde dann auch 1931 vorgenommen. Der Vorstand hat es nicht leicht, sich zu einem
Entscheid durchzuringen.
1931
Das heftige Unwetter vom 27.6.1931 über dem Reichenbachtal, das zum Teil die Quellfassungen zerstört, und die grosse Wasserknappheit im Dezember geben einen neuen Anstoss für einen baldigen
Entscheid.
1932
Gegen eine Seewasserfassung, wie sie Ing. Ryser vorschlug, macht sich sofort eine starke Abneigung geltend, die Aubachquelle geht auf zirka 600 Minutenliter zurück, so bleibt nur noch eine
Grundwasserfassung entweder aus dem Augand am linken Kanderufer oder dem Kandergrien übrig. Die Hauptversammlung von 1932 bewilligt die notwendigen Mittel für Pumpversuche beim Augand. Da erhebt
sich aber der Widerstand der Gemeinde Wimmis, und das Projekt wird fallengelassen. Eine Aussprache zwischen der Eigentümerin des Kanderdeltas, die Kanderkies AG, und dem Präsidenten der WVG
ergibt die Möglichkeit einer Realisierung eines solchen Wasserwerkes. An einer stark besuchten öffentlichen Versammlung orientiert der Präsident der WVG über die Wasserbeschaffung. Der Vorstand
gibt der Firma AG Adolf Guggenbühl, Zürich, den Auftrag, Bohr- und Pumpversuche im Kandergrien vorzunehmen. Geologische Gutachten liegen vor von Dr. Beck, Thun, Dr. Hirschi, Spiez, und Dr.
Sprecher, Burgdorf. Wie in der Einweihungsschrift zum Pumpwerk zu lesen steht, wählte man für die erste Bohrung eine Stelle nahe Einigen unterhalb des heutigen Motels, wo eine kleine Quelle
zutage tritt. In einer Tiefe von 4,8 m stösst man auf Seekreide. Dieser Ort ist, infolge der hohen Lage der undurchlässigen Schicht, für die definitive Fassung ungeeignet. Die zweite Bohrung wird
in der Nähe des Werkeinganges vorgenommen. Der provisorische Filterbrunnen zeitigt günstige Ergebnisse. Es werden 2600 Minutenliter während 110. Stunden gefördert, bei einer Absenkung des
Grundwasserspiegels um nur 12 cm. Eine Jucharte Terrain für die Pumpanlage kann von der Kanderkies AG noch im selben Jahr erworben werden gegen eine jährliche Leistung in Wasser.
1933
Das Projekt für die Grundwasserfassung wird durch das Ingenieurbüro Ryser ausgearbeitet und vorgelegt.
1935
Es folgen langwierige Verhandlungen zwischen der Gemeinde Spiez und der WVG über den Verteiler der Kosten des Baus der Anlagen.
1936
Infolge der inzwischen erfolgten Abwertung des Schweizer Frankens muss mit einer Erhöhung des Kostenvoranschlages von Fr. 330000.- auf Fr. 380000.- gerechnet werden.
1937
An der ausserordentlichen Hauptversammlung vom 31.7. 1937 wird die Ausführung des Grundwasserprojektes einstimmig beschlossen. Die Formulierung des gemeinderätlichen Antrages für die Beteiligung
am Pumpwerk, zuhanden der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 21.8.1937, liegt nun vor. Nun steht dem Baubeginn nichts mehr im Wege. Der Bau des Werkes wird zur Hauptsache vom Herbst 1937
bis Frühjahr 1939 vollzogen. Mit der Durchführung können willkommene Gelegenheiten für die Beschäftigung von Arbeitslosen geschaffen werden. Aus diesem Grunde subventionieren das kantonale und
das eidgenössische Arbeitsamt das Werk als Notstandsarbeit. Die Baukosten der gesamten Anlage betragen zirka Fr. 400000.-.
1939
Am Freitag, den 22.12.1939, erfolgt die offizielle Übergabe des Werkes in Anwesenheit aller Beteiligten und der Behörden. Der Präsident Albert Simmler erhält Anerkennung für den allseits
befriedigenden Abschluss dieses markanten Ausbaus der Wasserversorgung Aeschi-Spiez.
Es ist wieder Krieg!
Die Kriegsgefahr wuchs. Der Vorstand beschloss am 3.10.1936 einstimmig, für die Wehranleihe zur Finanzierung der schweizerischen Rüstungsproduktion einen Anteilschein von Fr. 1000.- zu zeichnen. Am 3. September 1939 fand die allgemeine Mobilisation der Schweizer Armee statt. In Europa herrschte wieder Krieg. Verschiedene Vorstandsmitglieder erfüllten ihre Pflicht fürs Vaterland und waren im Militärdienst. Von schriftlichen Lebenszeichen der im Dienst stehenden Kollegen wurde mit «Genugtuung» Kenntnis genommen. Der Vorstand wünschte sie bald wieder gesund in seinen Reihen zu sehen! Wegen der Mobilisation im Mai 1940 musste die Vorstandssitzung verschoben werden. Die WVG gab Wasser für militärische Befestigungsanlagen ab, musste auch wegen den Bauarbeiten in unmittelbarer Nähe des Pumpwerkes Kandergrien (Tankgraben) Rechtsverwahrung erheben. Anschlussgesuche für die Festung Hondrich und für Bunkerbauten wurden bewilligt. Der grosse Wasserverbrauch, hervorgerufen durch die starke Truppenbelegung, konnte dank des Grundwasserwerkes zu aller Zufriedenheit gemeistert werden, verursachte aber auch hohe Stromrechnungen. Manchmal musste der unvernünftigen Wasserverschwendung der einquartierten Truppe «Remedur» geschaffen werden. Ab 15.1 .1941 gingen die Quellen beängstigend zurück. Durch den Einsatz der Motorspritze der Feuerwehr Spiez konnten die Schwierigkeiten in der Versorgung überwunden werden, es bereitete aber grosse Mühe, das rationierte Benzin für die Pumpe zu beschaffen. Im Februar 1941 erfreute sich die Eisbahn Spiez eines regen Betriebes. Die Gemeindebürger Gottfried Barben, Fritz Theilkäs und Adolf Marti stellten das Gesuch zur Wasserentnahme beim Zentralfeuerwehrmagazin zum Aufbau einer Eisbahn. Sie verpflichteten sich, die Kosten zu übernehmen und eventuelle Schäden zu tragen. Die WVG verzichtete auf ein Entgelt für die Wasserlieferung. Auch in späteren Jahren wurden durch initiative Bürger Eisbahnen erstellt. Nach Protokoll das letzte Mal im Januar 1973 im Salzbrunnen. Am 6.7.1941 sahen sich die Licht- und Wasserwerke Thun infolge der ausserordentlichen Wasserknappheit veranlasst, die WVG Aeschi-Spiez um vorübergehende Notlieferung anzusuchen. Eine Verbindung der bei den zunächstliegenden Hydranten durch eine 200 m lange Schlauchleitung erlaubte eine Wasserabgabe nach Thun. Um in Notzeiten in umgekehrter Richtung Wasser fliessen zu lassen, erklärte sich Thun 55 Jahre später zum Wasserverbund mit Spiez bereit. Der Bau des Zwischenpumpwerkes Kornweidli, zur Förderung von Wasser aus der unteren in die obere Zone (ungefähr ins Gebiet oberhalb des Bahnhofes) und ins Reservoir Hondrichwald, wurde vom Vorstand beschlossen. Bereits am 17.10.1944 konnte die neue Anlage in Betrieb genommen werden und brachte nun für lange Zeit genügend Wasser, um auch den Spitzenbedarf im Dorf Spiez decken zu können. Der Bericht der Vorstandssitzung vom Jahresende 1944 schliesst mit der Bemerkung «Der Nachwelt dürfte auch in unserem Protokoll der Vermerk nicht vorenthalten werden, dass unser Land nun im sechsten Jahr vom furchtbarsten Kriegsgeschehen, das die Geschichte kennt, umwogt ist. Über Ausgang und Ende steht man noch immer im Ungewissen. Dass sich die Erschwernisse der Wirtschaftslage in vielerlei auch auf unser Werk übertragen, muss als natürliche Folge erachtet werden.» 1945 war das langersehnte Ende des Zweiten Weltkrieges Tatsache geworden.
Die Nachkriegsjahre
Der Vorstand wählte auf 1.1.1947 Heinrich Zimmermann, Wasserbauingenieur, als Nachfolger seines Vaters Willy, den er seit drei Jahren vertreten hatte, zum Aufseher. Mit der Zunahme der Aufgaben wurde er im Jahr 1969 zum Betriebsleiter ernannt und übte dieses Amt bis 1988 aus.
Im August und September 1947 herrschte wieder einmal grosse Trockenheit. Mit Schnellkupplungsröhren wurde eine Notleitung zur Bewässerung des Rebareals erstellt. Der Dorfbrunnen von Aeschi musste mit Wasser aus dem Netz der WVG gespiesen werden. In Einigen ereignete sich am 16.8.1947 bei allergrösster Dürre ein Bruch der Pumpleitung. Durch Lautsprecher aus dem fahrenden Jeep wurde im ganzen Versorgungsgebiet auf die Notlage aufmerksam gemacht.
Die finanzielle Lage der Genossenschaft erforderte 1949 eine Erhöhung der Gebühren. Die Wasserversorgung musste der grossen Bautätigkeit der Nachkriegsjahre gewachsen sein. In Einigen und Gwatt wurden Spekulationsbauten in grösserer Zahl erstellt. Kaum war der Wasserlieferungsvertrag für einen Neubau abgeschlossen, wurde er schon wieder verkauft, ohne die WVG in Kenntnis zu setzen. Das Strättliggut auf Gemeindegebiet Thun wurde erschlossen und durch die WV Aeschi-Spiez laut Vertrag mit Thun vom 6.10.1954 versorgt.
Es kommt immer wieder vor, dass Wasser in den Leitungen unterwegs verloren geht. Das wurde vom Vorstand schon an der Quellbegehung von 1935 festgestellt. Die Messung der Scharnachtalquelle ergab 1000 Minutenliter, der Durchlauf beim Syphon des Reichenbaches war plötzlich nur noch 500 Minutenliter. Die Zementleitung war durch einen «Strangen» eines Ahorns verstopft und musste ausgegraben und gereinigt werden.
Das Reservoir auf dem Wachthubel muss unbedingt gebaut werden
Aeschi, das über Ostern 1955 eine grosse Gästeschar beherbergte, konnte infolge Ausjagens einer Stemmmuffe der Suldgrabenleitung für längere Zeit nicht versorgt werden. Dieses Ereignis gab Anlass zu einer sofortigen Begehung mit Ingenieur Ryser aus Bern zur Abklärung des geeigneten Standortes eines Reservoirs Wachthubei. Im Protokoll steht geschrieben: «Die Begehung wird unterbrochen, da es Mittag geworden ist und den meisten Teilnehmern, welche am Sonntag vorher an Sänger- oder an Schützenfesten teilgenommen hatten, Hunger und Durst aus den Augen schauten. Dem Hotel Seeblick wird ein Besuch abgestattet.» Der Vorstand erteilte den Auftrag zur Projektierung, und am 30.11.1955 konnten erste Studien bereits vorgelegt werden. Der Kantonschemiker empfahl den Einbau einer Chlorieranlage. Am 1.2.1961 wurde den bei den Gemeinden der Antrag zur gemeinsamen Finanzierung unterbreitet. Die Urnenabstimmung in Spiez über den Beitrag von Fr. 150'000.- ergab ein Resultat von 535 Ja- gegen 191 Neinstimmen. Der Beginn der Bauarbeiten erfolgte 1962, und am 27.6.1963 konnte das Reservoir inkl. Chlorierstation den Betrieb aufnehmen.
Die WVG bezog 1956 ein eigenes Magazin im Faulenbach Spiez.
Sollte man nicht auf das Quellwasser verzichten?
Der Vorstand beschloss am 25.3.1963 den Beitritt zum Oberländischen Bund zur Erhaltung der Gewässer, OBEG, deren Ziele er unterstützte. Das Projekt zur Energiegewinnung hätte unter anderem die hintere Suld beeinträchtigt. Die Typhusepidemie in Zermatt von1963 hatte zur Folge, dass verschärfte Vorschriften in der ganzen Schweiz zur Anwendung kamen und die Wasserversorgungen entsprechende Ausbildung und Vorsichtsmassnahmen einführen mussten.
Die verschiedenen Unterbrüche in der Versorgung durch Pannen im Quellgebiet und der Zuleitung führten 1965 im Vorstand zu einer regen Diskussion, ob man nicht besser auf alle Quellen verzichten und nur noch mit Grundwasser aus dem Kandergrien versorgen sollte. Am freifliessenden Wasser wurde jedoch festgehalten.
Schritthalten mit der wirtschaftlichen Entwicklung der beiden Gemeinden
Im Schacht Rosserli in Faltschen war am 20.10.1967 der automatische Trübungsmesser einsatzbereit. Das Quellwasser aus den Engelquellen, das bei Gewittern trüb läuft, wird dort in den nahen Reichenbachgraben abgeleitet.
Der Gemeinderat von Aeschi ersuchte den Vorstand um Abgabe von Wasser an die WVG Aeschiried, was mit einer Pumpe und einer Leitung aus dem Schacht Butzen geschehen konnte. Von diesem Wasser wollte später auch die Gemeinde Krattigen profitieren. Entsprechende Lieferverträge regeln die Wasserabgabe.
Mit Aeschi und Spiez wurde nach langen Verhandlungen 1970 ein Vertrag über ihre Beteiligung am weiteren Ausbau der Wasserversorgung ausgehandelt, der bis zur Kündigung im Jahr 1995, wegen der vom Kanton vorgeschriebenen Eigenwirtschaftlichkeit der WV, Gültigkeit hatte.
Das Geld wird langsam knapp
Die umfangreichen Bauarbeiten hatten zur Folge, dass die Jahresrechnung 1980 erstmals mit einem Passivsaldo abschloss. Dank den Reserven waren die Finanzen aber noch gesund. Der damalige Wassertarif von 40 Rappen pro m3 musste überprüft werden, eine Gebührenerhöhung war unvermeidlich und wurde an der Hauptversammlung von 1982 beschlossen.
Trockenheit und Kälte Eine längere Trockenperiode führte im Juli 1983 zu einem Schlauchspritzverbot. Ein Inserat in der Lokalpresse brachte innert kürzester Zeit Abhilfe. Das Verbot musste kurz darauf noch einmal erlassen werden. Vorkehren wurden für die extreme Trockenheit getroffen, die sich im November abzuzeichnen begann. Der Betriebsleiter liess provisorisch im Spiezmoos eine Pumpe installieren, um vermehrt Wasser in die obere Zone fördern zu können.
Die Kälteperiode vom Jahresbeginn 1985 brachte nebst etlichen eingefrorenen Leitungen und Leitungsbrüchen auch unerwartete Versorgungsprobleme. Der Wasserverbrauch war grösser als der Quellzufluss. Zwei Pumpen wurden bereitgestellt, um nötigenfalls Hondrich mit genügend Wasser zu versorgen. Die Kälte verursachte einen Rohrbruch in der Goldern in Aeschi. Das Auffinden der Leckstelle brauchte lange Zeit, da das Wasser aus dem Leck unterirdisch in eine Kanalisationsleitung abfloss.
Die zweite Pumpleitung bringt mehr Wasser ins Dorf Spiez
Bereits 1970 wurde mit einer 1. Etappe vom Reservoir Rustwald bis zum Viehschauplatz im Rustwald mit dem Bau der zweiten Pumpleitung begonnen, ausgelöst durch den Anschluss des Autobahnwerkhofes und der Zivilschutzanlage im Stygli an die Wasserversorgung. Die 2. Etappe folgte 1975 durch das Kandergrien. Mit dem Ausbau des Pumpwerkes Kandergrien und der Fertigstellung der zweiten Pumpleitung in den Jahren 1983-1986 konnten nun bis zu 5000 Minutenliter Wasser ins Reservoir Rustwald gefördert werden. Durch die Erhöhung der Transportleistung zum Pumpwerk Kornweidli und schliesslich bis ins Reservoir Hondrichwald wurde die Versorgung weiter verstärkt. Dazu musste das Zonenpumpwerk mit einer zusätzlichen Pumpe ausgerüstet werden. Um in verschiedenen Gebieten die Druckverhältnisse verbessern zu können, erstellte die WV im Obergut das Druckerhöhungspumpwerk. Am 5./6.9.1986 fand das 85-Jahr-Jubiläum der WVG statt, verbunden mit der Einweihung dieses grossen Ausbaus. Die offiziellen Gäste wurden am Freitagabend empfangen, am Samstagvormittag waren die rund 30 teilnehmenden Genossenschafter an der Reihe, und am Nachmittag am «Tag der offenen Türen» zeigten Mitglieder des Vorstandes die neuen Anlagen.
Die zentrale Fernsteuerung wird aktuell
Da nun das Werk einen Stand erreicht hatte, wo daran gedacht werden musste, die bestehenden, einzelnen Steuerungselemente zu einer zentralen Anlage zu ergänzen und zusammenzufassen, gab der Vorstand dem Betriebsleiter 1987 den Auftrag, ein Generelles Projekt für eine Fernwirkanlage auszuarbeiten. Nun wurde laufend durch Einlegen von Leitungskanälen auf diese Steuerung hingearbeitet.
Nach kantonalen Vorschriften mussten für die Wasserbezugsorte Vorschriften und Pläne für Schutzzonen erarbeitet werden. Der Regierungsrat genehmigte 1988 die Schutzzonen Hanselen und Engel und hiess das Schutzareal Unteres Kandergrien gut.
Die Neugestaltung der Genossenschaft - Kein Gratiswasser mehr
Aufgrund des vom Betriebsleiter ausgearbeiteten Generellen Wasserversorgungsprojektes und der nun vorliegenden Ausbaupläne konnte 1990 der Geldbedarf für die kommenden Jahre abgeschätzt werden. Der Finanzplan 1991-1995 zeigte dem Vorstand, dass der geplante Ausbau der Wasserversorgung ohne massive Erhöhung der Tarife für den Wasserbezug nicht durchführbar wäre. Um die 240 Genossenschafter gegenüber den 2800 Wassermietern nicht zu bevorzugen, sollte die Erhöhung des Wasserzinses auch von ihnen getragen werden. Dieser Antrag des Vorstandes wurde jedoch an der Hauptversammlung von 1991 abgelehnt. Ein anderer Weg musste gesucht werden.
Die neue kantonale Verordnung über die Wasserversorgung verlangt, dass die Wasserversorgungen, einschliesslich der Bereitstellung des Wassers für den Löschschutz, eigen wirtschaftlich zu betreiben sind. Im Gegensatz zur bisherigen Regelung, beteiligen sich die Gemeinden Aeschi und Spiez nicht mehr am Ausbau. Es erfolgte die Kündigung des Vertrages vom 1.1.1971.
Die Abgabe von Gratiswasser ist nach gesetzlichen Bestimmungen nicht statthaft. Somit musste die bisherige Berechtigung der Genossenschafter, einen Teil ihres Wasseranspruches gratis beziehen zu können, geändert werden. Genossenschafter und Mieter sollten gleichviel für den Kubikmeter des von ihnen verbrauchten Wassers bezahlen.
Die Rechtsgleichheit verlangte zudem eine Öffnung der Genossenschaft. Da bisher neue Mitgliedschaftsausweise nach Statuten nicht mehr erstellt werden konnten, war es schwer und teuer, solche zu erwerben und damit Genossenschafter zu werden.
Neue Statuten und ein neues Reglement wurden ausgearbeitet und dem kantonalen Amt zur Vorprüfung eingereicht. Eine Umwandlung der Mitgliedschaftsausweise in Anteilscheine mit einem verzinslichen Wert sollte der kommenden Hauptversammlung beantragt werden. Nach dem ausgewiesenen Vermögen ergab sich ein realis- tischer Nominalwert von Fr. 1'500.- pro Minutenliter. Die Verzinsung sollte im Rahmen der ersten Hypothek der Berner Kantonalbank erfolgen. Jeder Grundeigentümer oder Baurechtsbesitzer im Bereich der versorgten Gemeinden Aeschi und Spiez würde durch den Erwerb von mindestens einem Anteil zu Fr. 1'500.- Genossenschafter.
Die Genossenschafter stimmen zu
Eine Orientierungsversammlung wurde einberufen und die geplanten Änderungen durch den Präsidenten erläutert. Die Anzahl der anwesenden Genossenschafter liess auf die Brisanz des Themas schliessen. Vom Fürsprecher des Kantons wurden die gesetzlichen Bestimmungen erläutert.
Die denkwürdige Hauptversammlung vom 24.4.1992 stimmte den Statuten, dem Reglement und dem Gebührentarif mit 67 Ja gegen 7 Nein zu, dies nach einer regen Diskussion und einem gewissen Unmut über den Verlust des Gratiswassers.
Es werden die Weichen für die künftige Wasserversorgung gestellt
Der negative Entscheid der Hauptversammlung von 1991 zum Antrag des Vorstandes über die Statutenänderung hatte eine Verzögerung in der Anwendung des erhöhten Tarifes zur Folge und führte zu einer Finanzknappheit und zu zurückhaltenden Investitionen. Die Zeit wurde genutzt, um durch den Betriebsleiter das Generelle Wasserversorgungsprojekt auf den neusten Stand zu bringen. Es wurde 1995 dem Vorstand übergeben, der damit nun die Unterlagen in der Hand hatte, um seine Entscheide für den weiteren Ausbau zu fällen. Die Eingabeprojekte der nächsten Etappen wurden vorbereitet, der Finanzplan bereinigt, die neuen Gebühren brachten Geld in die Kasse, und schon bald konnten wichtige Bauarbeiten aufgenommen werden.
Die Quellbegehungen des Vorstandes
Die Quellfassungen im Hanselen- und Engelgebiet werden seit jeher im Herbst vom Vorstand begangen und inspiziert. Dabei wurde früher der Quellerguss durch den Vorstand gemessen, wobei die Berechnung von Schachtkreis und Schachtoval manchmal Schwierigkeiten bereitete. In späteren Jahren erfolgte die Messung am Vortage durch den Betriebsleiter. Nach Protokoll über die Quellbegehung von 1935, verführten die Vertreter des damaligen Vorstandes von Aeschi die Spiezer zu einer «Mostkur» bei Landwirt Bühler auf der Engelbürg. Von da an wurde dort jahrzehntelang jeweils Halt gemacht. Zur Rucksackverpflegung liess sich der Vorstand Frau Bühlers «Merängge» schmecken, so auch wieder im Jahre 1994.
Der Wasserverbund mit den angrenzenden Gemeinden
Zum Austausch von Wasser und zur Absicherung in Notfällen ist es heute erwünscht, die Wasserversorgungen der einzelnen Gemeinden zu verbinden. Der Vorstand setzte sich in den 90er Jahren das Ziel, diesen Zusammenschluss möglichst bald zu verwirklichen.
Im Winter 1987/1988 wurden die Quellanlagen im Zäuneggwald der Wasserversorgung Wimmis saniert und das Reservoir in den Spissen eingeweiht. Dadurch hatte die Gemeinde Wimmis, ohne ihre Pumpstation in der Augand zu beanspruchen, Überschusswasser, das sie, anstatt es in den Dorfbach fliessen zu lassen, der Wasserversorgung Aeschi-Spiez antrug. Der Vorstand erklärte sich einverstanden, gab dies doch die Möglichkeit, die Wasserversorgung abzusichern. Die Leitung für den Zusammenschluss vom Zeughaus Spiezwiler über die Kanderbrücke und längs der Staatsstrasse zum Netz Wimmis konnte am 31.1.1995 abgenommen werden. Die vertragliche Regelung erlaubt nun einerseits eine Einspeisung von Wimmiser Wasser in die Versorgung Spiez und anderseits eine Abgabe in Notfällen nach Wimmis. Wegen fehlender Geldmittel wurde der Bauanteil der Wimmiser durch die WVG Aeschi-Spiez vorfinanziert. Die Rückzahlung erfolgte in den folgenden Jahren durch Lieferung von Trinkwasser. 1999 war es soweit, die Bauschulden waren getilgt.
Auch mit der Gemeinde Thun wurde 1996 der Zusammenschluss mit Abgabepumpwerk erstellt, wobei der gegenseitige Abtausch für Notfälle gedacht ist. Bereits im Hochwasserjahr 1999 hat sich die Anlage bestens bewährt. Durch die Erhöhung der Konzession im Grundwasserwerk der Wasserversorgung Reichenbach zugunsten der WVG Aeschi-Spiez war es möglich, die Versorgung vom Dorf teil Mülenen, soweit auf Boden der Gemeinde Aeschi liegend, einzurichten und mit dem Pumpwerk Mülenen die längst ersehnte Absicherung von Aeschi und Hondrich vorzunehmen. Der Wasserlieferungsvertrag wurde 1996 genehmigt.
Ausbau der Wasserversorgung Aeschi-Hondrich
Aufgrund des Eingabeprojektes fand eine Etappierung der Arbeiten für den Ausbau der Wasserversorgung Aeschi-Hondrich statt. Als Erstes wurde das Pumpwerk Mülenen am 15.7.1998 dem Betrieb übergeben. Damit kann Wasser in das Netz Aeschi gefördert werden und befreit den Vorstand von der Sorge, die höher gelegenen Gebiete bei wenig Quellzufluss und bei Pannen in der Zuleitung nicht versorgen zu können.
Der Spatenstich für das Reservoir Gumperstal erfolgte am 19.6.1998 und am 12.2.1999 nahm auch dieses seine Tätigkeit auf. In kurzer Bauzeit konnte die grosse Anlage erstellt werden. Sie bringt die seit langem gewünschte Erhöhung des Speichervolumens.
Der Schnee von Ende Februar verhinderte ein zügiges Vorgehen beim umfangreichen Leitungsbau und beim Pumpwerk und Kleinkraftwerk Lengmattli. Der Vorstand verfolgte mit Spannung an seiner Begehung vom 27.10.1999 die provisorische Inbetriebnahme. In diesem Werk wird mit dem Wasser, das vom Reservoir Wachthubel Richtung Hondrich fliesst, elektrischer Strom erzeugt. Man hofft, einen Teil der anfallenden Strom kosten der WV damit abgelten zu können. Durch das höher als der frühere Abgabeschacht gelegene Lengmattli erfolgte in Hondrich eine Druckerhöhung von ca 2 bar, die eine umfangreiche Kontrolle der angeschlossenen Hausinstallationen erforderte.
Ferner wurden für die Fernsteuerung zwischen Aeschi und Spiez die Verkabelungen erstellt. Mit der computergesteuerten Fernwirkanlage können nun von der Zentrale aus die neuen und die bestehenden Anlagen des südlichen Versorgungsgebietes überwacht und bedient werden.
Der Präsident und der Betriebsleiter durften für das Kleinkraftwerk an der Sitzung des Grossen Gemeinderates Spiez vom 28.8.2000 die Ehrung für besondere Verdienste im Bereich Umwelt entgegennehmen.
Durch die Änderung des Finanzausgleichs des Kantons Bern reduzierte sich der Beitrag an die WVG von einer Million Franken auf Fr. 185'000.-. Dagegen wurde die WVG nach geringer Statutenänderung rückwirkend auf 1.1.1995 von der Steuerpflicht befreit. Die WVG ist nun den Gemeinden gleichgestellt, die die Aufgabe der Wasserversorgung selber übernehmen.
Die Betriebsleitung wird neu organisiert
Der Vorstand beschloss auf 1.4.1999 eine Neuorganisation der Betriebsleitung durchzuführen. Die bisher in langjähriger Tradition durch das Ingenieurbüro Heinrich Zimmermann nebenamtlich geführte Betriebsleitung wurde in ein Vollamt umgewandelt. Heinrich Zimmermann entschloss sich als selbständigerwerbender Ingenieur seinen eigenen Betrieb weiterzuführen. Die Stelle des Betriebsleiters wurde öffentlich ausgeschrieben und auf 1.4.2000 neu besetzt durch Werner Schmid, dipl. Techn. HTL.
Die Betriebsleitung hat sich in den am 1.8.1999 an der Bahnhofstrasse 39 bezogenen Räumen eingerichtet.
Die Jahre 1999 bis 2015 (Sanierungen und Reservoirneubauten)
Das Jahr 1999 war geprägt von Leitungserneuerungen. So wurde beispielsweise die Hauptwasserleitung an der Bürgstrasse (fragiles Kalkgebiet) auf einer Länge von 320 m ersetzt und im Riedli zur Druckerhöhung ab Bären, Spiezwiler, entlang der Autobahn bis zum bestehenden Netz auf einer Länge von 1‘086 m eine neue Verbindungsleitung (PE 110/90 mm) erstellt. Neu erstellt wurde das Reservoir und Kleinkraftwerk Lengmattli mit einem Inhalt von 50 m3. Dieses Reservoir dient der Versorgungssicherheit von Hondrich. Die eingebaute Pelton-Turbine verfügt über eine Leistung von 35 kW, die ins BKW-Netz eingespiesen werden. Im Zuge dieses Neubaus wurde auch die Transportleitung Aeschi – Lengmattli (Æ 250 mm) auf einer Länge von 980 m ersetzt. In der Bucht Spiez wurde auf einer Länge von 150 m eine Ringleitung erstellt (Æ 125 mm).
In den Jahren 2000 und 2001 stand die computergesteuerte Fernwirkanlage auf dem Programm. Dieses aufwändige Projekt erstellte die Firma Scheidegger Fernsteuerungen AG mit Sitz in Burgdorf. Seither können die Anlagen vom Büro der Betriebsleitung aus überwacht und weitgehend gesteuert werden. Das 100jährige Jubiläum im Jahr 2001 feierten die Genossenschaftmitglieder anlässlich der Hauptversammlung mit einem Nachtessen im Hotel Belvédère.
Die Jahre 2002 bis 2005 prägten die Sanierungsarbeiten in den Quellgebieten Engel und Hanselen. Dabei wurden der Sammelschacht Rüttiwald sowie die Mehrzweckstation Chalebrunne ob Faltschen erstellt. Die Mehrzweckstation beinhaltet eine Sandfilter- und UV-Entkeimungsanlage sowie erneut eine Pelton-Turbine zur Elektrizitätsgewinnung. Das Gesamtprojekt kam auf rund viereinhalb Millionen Franken zu stehen. Die beiden Pelton-Turbinen für die Elektrizitätsgewinnung bewirken, dass unser Stromverbrauch praktisch kostenneutral ist (Pumpleistung PW Kandergrien).
In den Jahren 2006 und 2007 dominierten Reparaturen und Leitungserneuerung sowie die Vorbereitungsarbeiten für den Neubau des Reservoirs Rustwald das Geschehen der WVG.
Das aus lediglich einer Rundkammer bestehende Reservoir Rustwald mit einem Inhalt von 500 m3 genügte den gestiegenen Anforderungen nicht mehr, weshalb das Ingenieurbüro Heinrich Zimmermann im Auftrag der WVG ein Neubauprojekt erstellte. Dieses sah einerseits die Sanierung des bestehenden Reservoirs (Inhalt 500 m3) und andererseits einen Reservoirneubau vor, bestehend aus zwei Kammern mit einem Fassungsvermögen von Total 1‘500 m3. Dieses Projekt wurde in den Jahren 2008 und 2009 umgesetzt. Zur selben Zeit erstellte die WVG eine neue Transportleitung via Aeschiried nach Krattigen. Diese Leitung wurde auf Wunsch der Gemeinde Krattigen aufgrund des dortigen Baubooms erstellt.
Auf Wunsch der Gemeinde Aeschi hat die WVG im Jahr 2010 die WV Brunnenmatte übernommen und in die Versorgung integriert. Diese Quelle liefert konstant um die 90 l/min.
Im Jahr 2013 begannen die Verhandlungen mit der Gemeinde Aeschi in Bezug auf die Uebernahme der autonom betriebenen Wasserversorgung Aeschiried, die in etwa 130 Liegenschaften versorgte. Das bestehende Einkammer-Reservoir befand sich in desolatem Zustand und musste zwingend erneuert werden. Im Auftrag der WVG erstellte das Ingenieurbüro Heinrich Zimmermann ein Neubauprojekt, welches nach langwierigen Verhandlungen in den Jahren 2014 und 2015 umgesetzt werden konnte. Nun ist die WV Aeschiried definitiv in die WVG Aeschi-Spiez integriert.
Gegenwärtig sind die Wasserversorgungen der Schweiz mit den Anpassungen der Quellschutzzonen an die aktuell geltenden Vorschriften beschäftigt.
Im Jahr 2018 läuft die Konzession des GWPW (Grundwasserpumpwerk) Kandergrien aus. Da die Gemeinden Aeschi und Spiez nicht ausschliesslich mit Quellwasser versorgt werden können, drängen sich Alternativmassnahmen auf. Geplant ist momentan die Erstellung eines neuen Pumpwerks gwattseitig der Kander durch die WARET (Wasserversorgung Region Thun) unter Aufsicht der Aufsichtsbehörde AWA (Abfall und Wasserwirtschaftsamt des Kantons Bern).
Stand Oktober 2015